Freitag, 17. April 2015

Aldi am Claraplatz muss wegen Einkaufstourismus schliessen

Die Filiale des deutschen Billigdiscounters ist nicht mehr rentabel und muss Ende Juni schliessen.

Wer am Claraplatz günstig einkaufen möchte, hat bald eine Alternative weniger (Bild: Keystone)

Es ist eine dunkle Woche für den Basler Detailhandel: Nachdem zu Beginn der Woche das Traditionsunternehmen "Botty" über seine Schliessung nach 31 Jahren Geschäftstätigkeit informierte, doppelte Aldi Suisse heute nach und gab bekannt, den Betrieb seiner Filiale am Basler Claraplatz ebenfalls per Ende Juli einzustellen. Der im Mai 2007 eröffnete Aldi erfreute sich in den ersten Jahren seines Bestehens grosser Beliebtheit und galt zu dieser Zeit als einer der meistfrequentiertesten Läden im Kleinbasel. In den letzten ein bis zwei Jahren habe die Anzahl der Laufkundschaft aber nach und nach abgenommen und sei in den letzten Monaten schliesslich fast ganz ausgeblieben. Als Ursache habe man den Eurocrash, das neue Basler Verkehrskonzept sowie ein verändertes Einkaufsbewusstsein innerhalb der Bevölkerung ausgemacht. Nicht zuletzt sei es aber auch so, dass grosse internationale Ketten wie H&M, Starbucks oder eben Aldi eine viel zu kleine Lobby bei den baselstädtischen Behörden hätten und bei ihren Anliegen entsprechend meist auf taube Ohren gestossen seien.

Metin Öztoprak, der Filialleiter der scheidenden Aldi-Filiale, sieht denn auch in der von der Politik forcierten und fortschreitenden Gentrifizierung im Kleinbasel einen Hauptgrund für die Schliessung: «Als wir 2007 eröffneten war das Kleinbasel noch vorwiegend von einkommensschwächeren, vorwiegend ausländischen Familien bewohnt, die uns wortwörtlich die Bude einrannten. Von den damals generierten Umsätzen wagten wir in der vergangenen Jahren aber nicht einmal mehr zu träumen.» Hinzu kam, dass Expats, die einen immer grösseren Anteil an der Kleinbasler Bevölkerung stellen, wenig Interesse an den Aldi-Produkte gezeigt hätten: «Ausländische Pharma-Mitarbeiter geniessen auf ihren Campi grundsätzlich eine Rundum-Versorgung. Haben sie mal Hunger oder benötigen etwas für den Haushalt gehen sie lieber in die Manor oder bestellen es gleich via betriebseigenen E-Shop. Aldi und seinen Produkten haftet ein Image an, dass man nur ganz schwer los wird.»

Aufwändig durchgeführte Marktforschungen hätten ausserdem ergeben, dass gerade junge und gebildete Stadtbewohner qualitativ hochwertige Ess- und Haushaltswaren bevorzugen und diese neuerdings am liebsten direkt beim Produzenten auf Märkten oder Bauernhöfen erstehen. Die treue Stammkundschaft hatte sich nach der Verlängerung anfangs Dezember und der darauffolgenden Verdichtung des Fahrplanes der Tramlinie 8 nach Weil am Rhein Mitte Januar ohnehin auf einen Schlag halbiert. Wenig überraschend schloss man das erste Quartal 2015 mit tiefroten Zahlen. Grund Genug für die Geschäftsleitung die Lichter «aus standortstrategischen Gründen» ein für alle mal zu löschen. Statt auf Stadtzentren heisst, es in einer Medienmitteilung, wolle man in Zukunft (wieder) vermehrt in der Agglomeration präsent sein.

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