Montag, 22. Dezember 2014

Dumm gelaufen: Solothurner Einkaufstouristen halten Stücki- für Rhein-Center

Die beiden Einkaufszentren liegen nur mehrere hundert Meter auseinander und sehen sich zum Verwechseln ähnlich (Bild: BaBo/zvg)
Unfassbares Pech für das pensionierte Ehepaar Fischer aus dem Solothurnischen Oberbuchsiten: Anstatt mit der verlängerten Tramlinie 8 der BVB über die Grenze bis zur neuen Haltestelle «Dreiländerbrücke» gleich beim «Rhein Center» zu fahren, stieg das Ehepaar versehentlich schon bei der alten Endstation «Kleinhüningen» aus. Nach einem kurzem Fussmarsch wähnten sie sich irrtümlich auf deutschem Boden und betraten statt dem «Rhein Center» das «Stücki Shopping», wo sie versehentlich sämtliche Weihnachtseinkäufe erledigten.

Bereits beim Gang durch das verwaiste Parkhaus ahnten Frieda (68) und Peter (70) Fischer, dass irgendetwas anders sei: «In der Regel ist das Parkhaus ja vollgeparkt mit Schweizer Fahrzeugen. Wir gingen in diesem Augenblick davon aus, dass im Kanton Basel ein religiöser Feiertag sei und die Läden geschlossen hätten», so Frieda. Diese Theorie wurde beim Betreten des Centers aber schnell widerlegt – sämtliche Läden hatten normal geöffnet. Sogleich starteten die Fischers ihre Einkäufe für die bevorstehenden Festtage. Ganz erstaunt über die leeren Gänge und der grossen Auswahl, bemerkten sie nicht einmal das Fehlen ihrer Lieblingsmarke «Gut&Günstig». Schliesslich kam an der Kasse auch noch Pech dazu: «Da Peter vergessen hatte an der Raiffeisenbank Euros zu wechseln, hatten wir nur Schweizer Franken dabei. Auf Nachfrage, ob wir mit eben diesen den Einkauf bezahlen könnten, bejahte die junge Kassierin, die unseren Dialekt offenbar nicht verstand, zwar etwas verwirrt, aber in fast akzentfreien Hochdeutsch», so Frieda. Erst am Kundendienst, beim Versuch einen drei Jahre alten Ausfuhrschein einzulösen, hätte ein ehrlicher Mitarbeiter sie schliesslich darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich noch immer in der Schweiz befänden. Den Tränen nahe, verlassen Frieda und Peter Fischer das Center schlagartig und fahren zurück nach Hause, wo sie sich zwei Tage lang von ihren Einkäufen ernähren. Mit dem Gang an die Öffentlichkeit möchte das Ehepaar ein Tabuthema anschneiden und Leidgenossen, denen ähnliches passiert ist, Mut machen.

Tatsächlich sollen solche Verwechslungen bald Methode werden und dem gebeutelten Einkaufszentrum ein neues Klientel ins Haus holen: Auswärtige Einkaufstouristen, die den Weg nach Weil nicht kennen. Eine Umbenennung von «Stücki Shopping» in «Rein-Center» soll beschlossene Sache sein. Ausserdem soll die Fassade, genau wie beim Original ennet der Grenze, bald im selben und unverwechselbaren Gelbton schimmern. Zu guter Letzt dürfte die gesamte Belegschaft, die (noch) grossmehrheitlich Kleinhüninger Abstammung ist, nach und nach durch Personal aus dem Südbadischen Raum ersetzt werden.

Mit dem ÖV werden die Fischers künftig nicht mehr nach Weil am Rhein fahren, oder es auch nur schon versuchen: «Unseren Subaru haben wir das letzte Mal zuhause stehen gelassen!», verspricht etwa Peter mit ernster Miene. Frieda relativiert allerdings: «Sollte die Schweizer Kopie eines Tages von der Bildfläche verschwinden, könnte das Tram also schon wieder eine Option werden. Bis es soweit ist, wird das Rhein Center wegen ausbleibebender Kundschaft aber wahrscheinlich nicht einmal mehr existieren und unsere Kommissionen ohnehin schon von einer Spitex-Pflegerin erledigt.»

1 Kommentar:

  1. Gewisse Massnabmen gegen den Einkaufstourismus sind halt einfach nötig ;).
    Was ist eigentlich mit Kleinhüninger Abstammung gemeint?

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