Dienstag, 6. Oktober 2015

Baselland verscherbelt wertvollen Münsterschatz um Kantonshaushalt zu sanieren

Ist im Baselbiet gar nichts mehr heilig? Der mehr als eintausend Jahre alte Münsterschatz soll zugunsten der Kantonsfinanzen versteigert werden.

Wertvolle Reliquien aus dem Münsterschatz könnten schon bald die Region für immer verlassen (Bild: blog.smb.museum)

Er ist seit bald tausend Jahren ein unschätzbares Kulturgut. Seine Anfänge gehen bis zur Gründung des Heinrichmünsters (dem Vorgängerbau des heutigen Münsters) ins Jahre 1019 zurück. Er überstand das Erdbeben von 1356 und selbst die Zerstörungswut des reformatorischen Bildersturms. Das neuste Baselbieter Sparpaket wird er aber nicht überleben: Wie die bürgerliche Regierung in Liestal heute bekannt gab, soll der aus Reliquiaren, Monstranzen und Kreuzen bestehende Münsterschatz versteigert werden, um damit den Kantonshaushalt zu sanieren. Die basellandschaftliche Regierung erhofft sich damit einen Ertrag von mehreren tausend (sic!) Franken.

Historiker aus der Region befürchten, dass viele der kostbaren Reliquien über die ganze Welt verstreut werden könnten. Das Bayrische Nationalmuseum, das British Museum in London und das New Yorker Metropolitan Museum of Art reissen sich im Hintergrund bereits um die wertvollsten und prachtvollsten Stücke der Sammlung. Lediglich das Drittel, welches sich noch in baselstädtischem Besitz befindet und vom Historischen Museum verwaltet wird, bleibt unversehrt und für die Bevölkerung zugänglich in der Region.

Die Regierung bedaure diesen Schritt, sehe sich in Anbetracht der aktuellen Finanzsituation des Landkantons aber zu diesem Schritt gezwungen. "Die vielen Steuersenkungen zugunsten der Firmen und den Besserverdienenden haben in den letzten Jahren aber ein zu grosses Loch in die Finanzen gerissen ohne die von uns Bürgerlichen Kantonsparlamentariern versprochenen Mehreinnahmen zu generieren. Auch die teuren Strassenbauten, die mehr als doppelt so teuer wie budgetiert und als vom Volk genehmigt waren, haben ihren Beitrag dazu geleistet', so Anton Lauber, der Vorsteher des Finanzdepartements. "Und was ist schon Geschichte, Tradition und Kultur, wenn man als Gutverdiener ein wenig mehr Geld hat, um in Weil einzukaufen? Mit der neuen A22 ist man ja auch viel schneller dort!"

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